So lange

Tagein tagaus warte ich.
So lang schon kommst du einfach nicht.

Hinter jeder Ecke vermute ich dich.
Lauf Straßen ab und wundere mich.

Jedoch von dir noch keine Spur.
Was mach ich nur?

Alle anderen sind mir unwichtig.
Ich will nur dich, und zwar richtig!

Ich stell schon meine Uhr nach vorn.
Wo bleibst du nur? So ein Zorn.

Doch endlich dann
ganz unverhofft
ertönt dein Klang
erneut und oft

Ein kurzer Moment
ich sing schon mit
dann bist du da
mein Frühlings Hit!

Alles was ich tu

Alles was ich tu
den langen Tag über
das tu ich auch ein bisschen für dich.

Wenn ich die Mandelpackung fein säuberlich verschieße und sie zurück zu den Rosinen lege
Wenn ich den Liedern in der Playlist noch die optimale Reihenfolge verpasse, um sie dann laut aufzudrehen und durch die Wohnung zu tanzen
Wenn ich falsch mitsinge und mich dann beim Lachen verschlucke
Wenn ich frühs die Tulpen ins rechte Licht rücke oder abends meine Runden renne
Wenn ich Worte zu Papier bringe oder in Tränen ausbreche,
Wenn ich ganz bei mir bin,
dann wünschte ich manchmal du wärst auch hier

um ein bisschen zu beobachten
was mich ausmacht.

Doch du bist irgendwo anders.
Aber meinen Schlüssel hast du ja noch.

In gewissen Momenten

In gewissen Momenten
manchmal

wenn du so lachst

ja genau so

dann wünsche ich mir dass Du
meine Hand nimmst
und sagst
dass du glücklich bist
bei mir

Ich meine nicht
zufrieden
oder angenehm

sondern glücklich
richtig glücklich.

Das musst Du mir sagen
damit ich es weiß
denn ich habe bisher
keinen blassen Schimmer.

(09.12.2001)

Manchmal noch

Manchmal noch
wenn ich an dich denke
werde ich traurig
das muss ich mir eingestehen
es fühlt sich an
als würde ich dich vermissen.

Ich war mal so verliebt in dich!
und wahrscheinlich
liebe ich dich immer noch

irgendwo

und traurig werde ich
dann
wenn ich daran denke wie nah wir uns waren
wie zärtlich wir miteinander umgingen
und was für ein Vertrauen zwischen uns herrschte
Vermutlich fehlt mir das,
oder?

Aber wenn ich dir begegne
und wir miteinander sprechen
oder wenn jemand etwas über dich erzählt
oder wenn ich dich beobachte

dann bin ich froh dass ich mich mit dir nicht mehr abgeben muss
so hart das jetzt klingt
aber
genau das empfinde ich
du bist mir so fremd
so weit weg
und ich will gar nicht mehr in deine nähe kommen

all das
was mich immer störte
darf ich heute endlich

verachten

ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen
und wenn ich dann traurig werde
weiß ich wieder dass ich nicht
dich
vermisse
sondern jemand anderen der
deine tollen Seiten
hat

(16.06.2003)

Vorbei

Das mit uns
ist vorbei
sage ich mir

und doch
fehlt mir

die Nähe zu dir.

Deine Küsse vor dem Einschlafen
Dein Arm, in dem ich so oft aufgewacht bin
Der Geruch deiner Haut
Dein weicher Po
Dein verliebter Blick wenn ich mich tollpatschig anstelle
Deine warmen Hände auf meinem Nacken
Dein Atem an meinem Ohr
Dein hinreißendes Gesicht
Unser Sex

Eben alles
Ersetzbare

(26.05.2003)

Es ist kalt.

Es ist kalt

um nicht zu sagen
bitterkalt

ohne Handschuhe auf dem Fahrrad

bin ich unterwegs
zu Dir.

Ich fahre eine Stunde
um bei Dir zu sein

und komme an und sehe Dich
und weiß es hat sich gelohnt

Du sagst
„Hallo“
einfach nur
„Hallo“

und gibst mir einen Kuss.

Doch weiß ich
wenn es kalt ist

um nicht zu sagen
bitterkalt

würdest Du

nicht

mit dem Fahrrad zu mir kommen

ohne Handschuhe.

(09.12.2001)

And starring

Ich trete in die Kälte, atme schnell,
bewege mich wendig und genieße die Anstrengung.

An der roten Ampel halte ich an, spüre meinen Pulsschlag,
und bin glücklich.

Als Kind fing es an.

Ich stellte mir vor, mein Leben sei ein Film.
Große weiße Papiere trugen die Namen all meiner Mitmenschen,
in schmuckvoller Schrift und großen Buchstaben
angekündigt wie die Stars im Vorspann eines Films.

So ein Filmprojekt kann schnell sehr intensiv werden.
Ich bin ja quasi Schauspieler und Regisseur in einer Person.
Ein fulltime Job!

Schnitt und Ton, auch da lässt man mich mitreden.
Welche Szenen kommen in die engere Auswahl,
wo werden die Schnitte gesetzt, welche Musik wird unterlegt?
Alles wichtige Entscheidungen, die oft unterschätzt werden.

Die Ampel springt auf grün.

Ich atme in die Kälte, trete schnell,
fühle mich plötzlich so jung
und bin fast erschrocken von der Leichtigkeit.

Mein Fahrrad und ich, ein schöner Take!
Vielleicht verwendbar in der Postproduktion.

Ich setze innerlich einen Merker,
um den Moment später abrufen zu können.

Riten

Es ist ok, wenn du ab und zu deinen Namen vergisst
und dann mitgehst.
Die immer gleichen Lieder verleiten zu den immer gleichen Riten.
In Fahrtrichtung links, dann kommen wir an.
Ein Schluck Wasser an der Ecke, das Gesicht erfrischen.

Manchmal bin ich schon froh
wenn du überhaupt das Haus verlässt.
Dass du nicht mehr im Bett liegst, wenn ich dich anrufe.
Du sagst du starrst die Decke an,
hast Angst den Tag zu sehen
und hältst mir einen Spiegel vor.

Dein Zimmer is ein Loch
die Vorhänge nur geöffnet
wenn du nachts das Rote sehen willst.
All die Bücher – nie betreten,
Leere Zettel sagen dir
dass nichts war.

Deine Freunde wissen wenig
Deine Familie ist stolz.
Du bist der erste hier.

Meistens kommt es dir allein,
mit tausend Tränen
und Schweiß auf der Stirn.

Stundenlang.

Dann ist die Sonne egal.

Selten aber suchst du Halt an meiner Seite
und lässt mich wissen
dass du fällst.

Doch was ich auch sage, darauf kommt es nicht an.
Was ich auch sage, du weißt es sowieso.
Dann bin ich einfach da
und halte deine Hand

so fest ich kann.

Wenn du aber fliegst
und redest ohne Ziel
und lachst und springst und intonierst,
und alle Herzen hauptgewinnst

dann bin ich kalt und reserviert.

Wenn wir wild argumentieren
Pro und Contra stilisieren
glaube ich an jedes Wort
alle Zweifel sind dann fort.

Nur du siehst nicht was in dir steckt,
bist schüchtern, zaudernd, angepasst.

Ich liebe dich für deine Angst
Nicht dass du sie verbergen kannst.

Wenn du aufwachst sollst du sehen
dass es nicht mehr bedarf

als aufzustehen.